Der Schweizer Künstler Reto Bärtschi (*1971) nimmt in seinen neuen in der Kabinettausstellung
des Museum Franz Gertsch gezeigten Papierarbeiten und Fotoporträts das menschliche
Beziehungsgefüge unter die Lupe. Mit hauchdünnen schwarzen Tuschestiften entwirft er ohne
Vorzeichnung und unter dem Brennglas zarte fl orale Mikrolandschaften aus Blättern Blüten und
Samen die sich zu planetaren Oberfl ächen verdichten und Kosmologien ganz eigener Art
hervorbringen.Bärtschi interessiert der symbolische auf zwischenmenschliche Verhältnisse
übertragbare Gehalt in der Darstellung vonPlanetenkonstellationen: der Ausgleich der durch
Anziehung und Abstoßung in dauernder Bewegung zustande kommt.In den mit grafi schen
vegetabilen oder organischen Motiven überzeichneten Porträtfotografi en die wie bei der
digitalenGesichtserkennung auf der Mittelachse über das Porträt gelegt sind erprobt er die
Umdeutung des verschlüsseltbiometrischen Verfahrens in ein freischwebend zeichnerisches und
zeichenhaftes dessen Sinn nur dem Künstler selbstbekannt ist. Mit einem Essay der Kuratoren
Anna Wesle und Mathias Kobel.