Bislang wenig erforscht sind die (süd)osteuropäischen Schauplätze des Zweiten Weltkriegs die
in den Jahren von 1941 bis 1945 durch ethnisierte Bürgerkriege geprägt waren. Dabei ist die
Geschichte dieser Länder für das Verständnis des Holocaust essenziell denn sie zeigt wie
stark regionale Interessen das Geschehen prägten. So kämpften im Schatten des Zweiten
Weltkriegs die kroatischen Ustaa-Milizen für die ethnische Homogenisierung ihres 1941
geschaffenen Unabhängigen Staates Kroatien. Dabei nutzten sie das nach der Zerstörung
Jugoslawiens entstandene Machtvakuum für die Errichtung eines Terrorregimes dem etwa 500 000
Menschen zum Opfer ?elen. Zu wenig wurde bisher nach den genauen Motiven der kroatischen Ustaa
für die Ausübung von Gewalt gefragt. Vielmehr wurden sie als Handlanger der Deutschen
porträtiert oder sie wurden als irrationale Nationalisten beschrieben deren Gewalt mit
Verweis auf die Kultur des Balkans exotisiert oder in Anspielung auf die Psyche der Täter
pathologisiert wurde. Gestützt auf eine beeindruckende Quellenforschung durchbricht Alexander
Korb diese Interpretationen. Stattdessen lenkt er die Aufmerksamkeit auf die ethno-politischen
Horizonte der Ustaa deren ideologisches Programm die Schaffung eines von als nichtkroatisch
de?nierten Minderheiten gesäuberten Nationalstaats vorsah. Daher war es typisch für die Ustaa
dass die Gewalt gegen Serben Juden und Roma miteinander verschränkt war. Das massenmörderische
Ausmaß der Gewalt allerdings erklärt Korb mit den Dynamiken des Bürgerkriegs. Die späten
Versuche der deutschen und italienischen Besatzer die Gewalt nach ihren Vorstellungen zu
steuern waren dabei zum Scheitern verurteilt. Empirisch dicht und auf eindrückliche Weise
erschließt Korbs Studie die Vielschichtigkeit des Geschehens beschreibt die einzelnen Akteure
und deren Interessen die situative Gewaltlogik wie auch die nicht zu unterschätzende
Gewaltökonomie. Anhand eines bislang wenig erforschten Fallbeispiels gibt er damit der
Holocaust- wie Gewaltforschung entscheidende neue Anstöße.