Ute Daniel erzählt eine faszinierende Geschichte vom Widerspruch zwischen Anspruch und
Wirklichkeit der parlamentarischen Demokratie und fragt wie diese Regierungsform so
umgestaltet werden kann dass ihr Ziel nicht vor allem darin besteht handlungsfähige
Regierungen zu bilden. Die heroische Version zur Geschichte der parlamentarischen Demokratie
hält sich hartnäckig: Diese Regierungsform habe sich durchgesetzt weil unsere Vorfahren für
ihre Rechte gekämpft haben. Unter dem Druck von Wahlrechts- und Protestbewegungen sei den
Herrschenden abgezwungen worden der breiten Bevölkerung Mitspracherechte einzuräumen.
Tatsächlich gab es diese mutigen Männer und Frauen diese Protestbewegungen und
Wahlrechtskämpfe ihnen allen jedoch ist gemein dass ihr Einfluss auf die real existierende
Politik des 19. Jahrhunderts marginal war. Die parlamentarische Regierungsform ging aus
gänzlich anders gelagerten Gründen hervor. Ihnen geht die Historikerin in ihrer postheroischen
Politikgeschichte nach.