In den 1960er Jahren traute sich der Staat etwas zu: Die Gesellschaft und ihre Institutionen
sollten moderner und Krisen vorausschauend gemanagt werden. Die USA riefen den »Krieg gegen die
Armut« aus und legten dazu ambitionierte Programme auf. Spätestens mit der Wahl Ronald Reagans
zum Präsidenten war es damit vorbei das staatliche »Biest« sollte »ausgehungert« werden. Ein
bislang nicht ausreichend gewürdigtes Motiv dieser Staatskritik ist Gegenstand von Ariane
Leendertz' großer Studie: der Diskurs über Komplexität. Die soziale Welt sei letztlich viel zu
kompliziert und unüberschaubar es gebe immer überraschende Wechselwirkungen und nicht
intendierte Folgen staatliche Eingriffe so die Rhetorik würden alles nur noch schlimmer
machen. Seit den 1960er Jahren erodierte wie die Historikerin zeigt die Überzeugung mithilfe
des Staates gesellschaftliche Probleme lösen zu können. Ihre Studie zeichnet diesen Prozess
anhand der Debatten über Komplexität und Regierbarkeit und der Geschichte der Urban Policy in
den USA nach. Mit ihrem Buch gelingt es Ariane Leendertz auf bestechende Weise den Wandel von
Staatlichkeit und die Verbindung zwischen neoliberaler Theorie und politischer Praxis zu
veranschaulichen.