Dieser Ort werde die Hölle auf Erden sein erklärte im Juni 1940 ein SS-Angehöriger Häftlingen
die beim Bau des Lagerzauns eingesetzt waren. Nach 1945 ist Auschwitz zum Synonym für die
unvorstellbaren Grauen des Holocaust geworden. Unter den Häftlingen waren alle
Berufsgruppen vertreten auch Ärztinnen und Ärzte. Wer eine Beschäftigung im Krankenbau fand
steigerte seine Überlebenschancen deutlich konnte aber auch sein medizinisches Wissen
einsetzen um anderen zu helfen. Als Auschwitz 1942 zum Vernichtungskomplex ausgebaut wurde
ging die Behandlung der kranken Insassen praktisch in die Hände der Häftlingsärzte über auch
wenn SS-Mediziner die Aufsicht ausübten. Die Kooperation reichte oft tief und stürzte die
Häftlingsärztinnen und -ärzte in Dilemmata: Einerseits konnten sie helfen andererseits waren
sie durch Befehle gezwungen tödliche Entscheidungen mitzutragen. Der deutsch-polnische
Historiker Bogdan Musial beleuchtet erstmals umfassend die Rolle der Häftlingsärzte und
rekonstruiert so auch die Geschichte von Auschwitz von den Anfängen bis zur Evakuierung im
Januar 1945: Er beschreibt den Häftlingskosmos die Arbeitseinsätze die Selektionen das
Erproben von Mordmethoden »medizinische Experimente« und die Vernichtung. Musials monumentale
Studie ist ein herausragender Beitrag zur Forschung über Auschwitz und den Holocaust insgesamt.