In Japan geht eine Ära zu Ende. Am 30. April 2019 übergab Kaiser Akihito den Chrysanthementhron
an seinen Sohn Naruhito. Mit dessen zeremonieller Inthronisation begann am 1. Mai 2019 eine
neue Zählung der Jahre unter der Devise Reiwa. Die Epoche Heisei - 1989 bis 2019 - tritt in den
Raum der Geschichtlichkeit ein und die Ereignisse der letzten dreißig Jahre rücken in eine
historische Distanz die es auch ermöglicht Einschnitte in das Alltagsleben aus einem gewissen
Abstand zu betrachten. Heisei hatte nicht wenige tragische Momente zu verbuchen: das Erdbeben
von Kôbe den Sarin Gas-Anschlag der neureligiösen Gruppe AUM im Zentrum der Metropole Tôkyô
und zuletzt die Dreifachkatastrophe im Nordosten des Landes. Die japanische Literatur hat die
Heisei-Epoche und ihre Geschehnisse intensiv dokumentiert. Zeitdiagnostisches Schreiben war in
dieser Phase außerordentlich populär und so liegen zahlreiche literarische Repräsentationen
der vergangenen drei Dekaden vor. Das Sonderheft Heisei 1989-2019 gibt Einblicke in das
literarische und kulturelle Leben der Ära verabschiedet sich sozusagen und wirft einen Blick
in die Zukunft im Zeichen der Regierungsdevise Reiwa. Im Mittelpunkt stehen die zero nendai
die 2000er Jahre - mit bislang hierzulande noch kaum bekannten Schriftstellern und
Schriftstellerinnen wie Henmi Yô Shiraishi Kazufumi Murata Sayaka und Furuichi Noritoshi.