Gustav Mahlers Musik ist heute begehrter denn je. Zeugnis hiervon gaben in pointierter Weise
die beiden Jubiläumsjahre 2010 11 deren vielfältige Beschäftigung mit Mahlers Leben und Werk
die bisherige Mahler-Rezeption in ihrer Intensität übertraf. Der Band zielt darauf ab die
jüngere Mahler-Interpretation und -Rezeption unter besonderer Berücksichtigung der Vierten
Symphonie zu beleuchten und die auf Tondokumenten klanglich manifestierte Interpretation der
Jahre 1990 bis 2011 in ihrer ästhetischen Spannbreite exemplarisch greifbar zu machen. Der
rezeptionshistorische Teil des Bandes arbeitet die Grundzüge der Mahler-Rezeption seit ihren
Anfängen auf und forscht nach Gründen weshalb der Komponist gerade heute als so aktuell
wahrgenommen wird. Eine diskologische Übersicht zeigt die Entwicklung von Mahlers Symphonik auf
dem Tonträgermarkt auf und erhellt den schlagwortartig verwendeten Begriff des
Mahler-Dirigenten. Der interpretationsanalytische Teil stellt die Analyse der klingenden
Interpretation in den beiden Jahrzehnten um das Jahr 2000 in den Fokus. An eine Diskussion
grundsätzlicher Probleme und Chancen im Zusammenhang mit der Analyse von Tonmaterial schließt
die Untersuchung einer systematisch ausgewählten Stichprobe von Aufnahmen der Vierten Symphonie
an. Die Kontextualisierung und Verortung der Analyseergebnisse anhand schriftlicher
Primärquellen und wissenschaftlicher Literatur erlauben es den Hintergründen der
unterschiedlichen Deutungsansätze auf die Spur zu kommen und das allgemeine Verhältnis heutiger
aufführungspraktischer und musikwissenschaftlicher Tendenzen zu veranschaulichen. Die
interpretationsgeschichtliche Situierung von Mahlers Musik in der aktuellen Kulturlandschaft im
Allgemeinen und im weiten Spektrum interpretatorischer Möglichkeiten im Speziellen ist im Sinne
einer Standortbestimmung gegenwärtigen Musizierens und Denkens über Musik nicht zuletzt auch
von kulturgeschichtlichem Interesse.