Friedrich Tamms (1904¿-¿1980) war einer der erfolgreichsten deutschen Architekten im
zwanzigsten Jahrhundert. Nach dem Studium in München und Berlin kam er rasch mit dem Brückenbau
für das Großvorhaben Reichsautobahn in Berührung. Wie kaum ein Zweiter prägte er mit seinen
Entwürfen kleiner und großer Brücken Tankstellen und Straßenmeistereien die Architektur des
Gesamtkunstwerks Autobahn. Weitgehend unbekannt sind hingegen seine im Rahmen der Neugestaltung
Berlins entstandenen Entwürfe für neue Reichsministerien und weitere Projekte. Singulär sind
die in den Kriegsjahren von ihm konzipierten Flaktürme in Berlin Hamburg und Wien. Jörn Düwel
und Niels Gutschow gehen den spezifischen Merkmalen der Architektur von Tamms im
Nationalsozialismus nach und beziehen Veröffentlichungen ein in denen der Architekt sein
Selbstverständnis kundtat. Drei Jahre nach Kriegsende übernahm Tamms in Düsseldorf das
Stadtplanungsamt. Maßgeblich prägte er in verschiedenen Rollen den Aufbau der
nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Dazu gehören auch die von ihm entworfenen
Rheinbrücken. Tamms gab sich in Düsseldorf Rechenschaft über sein Handeln. Düwel und Gutschow
fragen nicht nur nach Kontinuitäten über den Nationalsozialismus hinaus bis in die
Bundesrepublik sondern heben den Einstellungswandel als Prozess heraus. Mühsam löste sich
Tamms von vermeintlich ehernen Gewissheiten und strebte so wie der Großteil der Profession
nach neuen »Gesetzmäßigkeiten«. Wenngleich Friedrich Tamms hier im Mittelpunkt steht erhellt
dieses Buch en miniature mehrere Facetten von Architektur und Städtebau der jüngeren
konfliktreichen und widersprüchlichen Geschichte Deutschlands.