Am 12. September 1944 überschreitet die 3. US-Panzerdivision in Roetgen die deutsche Grenze und
kann den Ort als »erste deutsche Stadt« ohne größeren Widerstand einnehmen. Einen Tag später
wird der von der NS-Regierung als unüberwindbar gepriesene Westwall an der
Dreilägerbachtalsperre durchbrochen. Zur gleichen Zeit rücken drei Bataillone des 39.
US-Infanterieregiments der 9. US-Infanteriedivision von Eupen durch das Hohe Venn und über
Roetgen-Schwerzfeld in Richtung Lammersdorf vor. Am Morgen des 14. September 1944 brennen in
Lammersdorf die ersten Häuser und am Nachmittag ist der Ort größtenteils schon besetzt. Der
Vormarsch des 39. US Infanterieregiments geht hier allerdings nicht zügig weiter sondern
scheitert an der Willens- und Kampfkraft der deutschen Bunkerbesatzungen die von der
»Paustenbacher Höhe« aus allen Rohren auf die Eindringlinge schießen. Aus dem erhofften raschen
Durchmarsch wird ein langer unfreiwilliger Aufenthalt im »Lammersdorf-Korridor« der nicht nur
für die Soldaten sondern auch für die Zivilbevölkerung von Lammersdorf verheerende
Konsequenzen hat. Die Entscheidung von 300 Lammersdorfern in ihrem Heimatort zu bleiben
entpuppt sich als fataler Fehler. Kinder und Erwachsene sind monatelang hoffnungslos der Gewalt
des Krieges ausgeliefert. Ihnen bleiben meist nur die kalten Kellerräume um sich vor den
geschätzten 3.000-5.000 Granateinschlägen in Sicherheit zu bringen. Sie schlafen auf mit Stroh
ausgelegten Steinböden oder auf rohen Holzbrettern und müssen mit wenigen Vorräten auskommen.
Angstvoll ertragen die Menschen in Lammersdorf das ständige Zischen Pfeifen Detonieren und
Explodieren der Granaten und Bomben schleichen sich unter Lebensgefahr in die Stallungen um
die Tiere zu versorgen und hasten auf den Friedhof um die Toten zu beerdigen. An vielen
Stellen brennen Wohnhäuser und Scheunen überall versuchen die Menschen ihre spärlichen
Habseligkeiten zu retten. Als am Bahndamm eine Bombe fällt ruft der gegenüber wohnende
sechsjährige Heinz Völl in Todesangst: »Mamm holl dr Ruesekranz« (Mama hol den Rosenkranz).