In der vorliegenden Publikation werden die politischen Korruptionsskandale untersucht die in
den ersten beiden Jahrzehnten des Bestehens der BRD mediale Aufmerksamkeit erregten. Dabei
fließen sowohl korruptions- als auch skandal- sowie mediengeschichtliche Aspekte ein. Im Fokus
der qualitativ angelegten Untersuchung stehen die skandalisierenden Akteure nämlich zum einen
die Journalisten die die Vorwürfe veröffentlichten und zum anderen deren Informanten. Auf
diese Weise soll die Arbeit nicht nur einen Beitrag zur Historisierung aktueller Debatten über
Transparenz und Korruption leisten sondern auch einen Hinweis auf die Anfänge investigativen
Journalismus' in der Bundesrepublik Deutschland liefern und Licht auf die naturgemäß schwierig
zu erforschende Geschichte des Informantentums werfen. Im Zentrum steht dabei der sogenannte
HS-30-Skandal und der damit verbundene Verdacht Abgeordnete der CDU hätten bei der Beschaffung
von Schützenpanzern für die Bundeswehr in den 1950er-Jahren Schmiergelder in Millionenhöhe
angenommen. Der Fall ist besonders interessant weil er erst in einem zweiten Anlauf
erfolgreich skandalisiert wurde: Eine erste Artikelserie des Reporters Peter Miska über
mögliche Unregelmäßigkeiten im Vorfeld des Panzerkaufs in der Frankfurter Rundschau Ende der
1950er-Jahre fand kaum Resonanz erst die Wiederaufnahme des Falls durch das kurz zuvor von
Gert von Paczensky und Bernt Engelmann gegründete Magazin deutsches panorama ab 1966 führte zu
breiter öffentlicher Empörung staatsanwaltlichen Ermittlungen sowie der Einrichtung eines
parlamentarischen Untersuchungsausschusses - jedoch ohne dass daraus juristisch greifbare oder
politisch zwingende Ergebnisse resultierten. Durch den Vergleich beider Skandalisierungen
werden Unterschiede etwa im Vorgehen der Journalisten bei der Recherche oder in deren Betonung
des zu skandalisierenden Gegenstands deutlich. Ebenso zeigt sich dass geänderte politische und
gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine Rolle für den Erfolg von Skandalisierungen spielen.
Neben den Journalisten werden auch deren Informanten in den Blick genommen was die heutigen
Debatten um Whistleblower und deren häufig hohes Ansehen historisch kontextualisiert. In der
damaligen öffentlichen Darstellung wurde den Informanten nämlich kaum positive Eigenschaften
oder gar hehre Motive zugebilligt.