Die ARD-Sendung "Börse vor acht" (ehemals "Börse im Ersten" und seit 2022 "Wirtschaft vor
acht") hat seit Herbst 2000 den Anspruch in TV-Beiträgen von 2 bis 3 Minuten Länge Ereignisse
an der Börse zu erklären und zu analysieren. Diese Arbeit geht der Frage nach wie solche
Erklärungen stattfinden. Der theoretische Teil der Arbeit legt dar dass Erklärungen dieselben
Merkmale aufweisen wie sie für Frames in der Kommunikationswissenschaft beschrieben werden
(siehe z. B. bei Entman und bei Matthes). Insofern dient der Framing-Ansatz als Konstrukt für
die empirische Medienanalyse. Hierbei kam die manuell dimensionsreduzierende Methode zur
Anwendung bei der zunächst einzelne Variablen inhaltsanalytisch erhoben und später im Rahmen
geeigneter statistischer Verfahren (hier Latent Class Analyse) zu Frames klassiert werden. Zur
Erfassung der moralischen Dimension von Frames fanden erstmals die Kategorien der Moral
Foundation Theory Anwendung. Ein weiteres Novum bei der Erforschung von Frames ist das
Auffinden des bisher nicht beschriebenen Frame-Elements "funktionale Bewertung". Gefundene
Frames entsprechen einfachsten Stimulus-Response-Modellen. Die Moderatorinnen und Moderatoren
erklären darüber hinaus ein Phänomen das in der Volkswirtschaftslehre als "Noise" bezeichnet
wird - der tagesaktuelle Verlauf von Aktien ist demnach zwar rational nicht erklärbar dennoch
erklären die Journalistinnen und Journalisten Tagesverluste bzw. -gewinne von Aktien
Edelmetallen und Rohölpreisen.