Wie Berliner und Berlinerinnen mit Medien umgehen ist auch über drei Jahrzehnte nach dem Fall
der Mauer durch Ost- und West-Identitäten strukturiert. Welche Zeitung gelesen und welcher
TV-Sender eingeschaltet wird hängt nicht nur von vergangenen und gegenwärtigen Lebensumständen
ab sondern ebenso davon wie in den Medien seit der Wende über Ost und West gesprochen wird.
In ihrer Studie hat Elisa Pollack über 80 biografische Interviews mit Berlinern und
Berlinerinnen aus Ost und West über ihre Mediennutzung seit der Wende geführt. Als theoretische
Grundlage dienen die Strukturations- und Identitätstheorie von Anthony Giddens sowie der
Nutzen- und Belohnungsansatz. Dass Ostberliner sich heute eher von den Leitmedien abwenden als
ihre Nachbarn im Westen der Stadt ist nach Einschätzung der Autorin viel weniger mit der
DDR-Vergangenheit zu erklären als mit der gesellschaftlichen Position der Ostdeutschen nach
1989 1990. Das Fortbestehen einer Ost-West-Spaltung ist letztlich auch als das Ergebnis der
Neugestaltung der ostdeutschen Medienlandschaft im Zuge der deutschen Wiedervereinigung zu
verstehen.