Laurence Sterne zum 250. Todestag: Das perfideste Buch der Weltliteratur in der kongenialen
Neuübersetzung von Michael Walter. Ganz Europa lag diesem Buch zu Füßen - und Deutschland
dabei vorneweg Mitten im Krieg macht sich ein Engländer seiner angeschlagenen Gesundheit wegen
nach Frankreich auf und erlebt dort verschiedenste Gefühlsverstrickungen. Das ist der Plot.
Wichtiger als der aber ist das Innenleben der Hauptfigur Yorick eines "man of infinite jest".
In diesem Buch wird erstmals den Seelenregungen des Individuums aufs Genaueste nachgespürt -
und der Erfolg des Romans war unglaublich: Er wurde europaweit ein Seller Freundeskreise
nannten sich nach den Figuren des Romans "Yorick- Büsten" wurden aufgestellt fabrikmäßig
Andenken mit Motiven des Buches produziert und eine ganze Epoche der deutschen Literatur heißt
nach diesem Buch: die Empfindsamkeit. Sein Autor erweist sich in der als Meister der
Zweideutigkeit: Während in seinem Vorgängerbuch Tristram Shandy noch anarchisch die Zote
polterte und das Lachen fontänengleich aus der Bauchregion platzte tuscht Sterne in der
Empfindsamen Reise mit feinstem Pinselstrich subtile Erotik und leise Ironie. Nur wer genau
liest bemerkt dass dort Literatur wird was Sigmund Freud erst hundert Jahre später
entdeckte: Das Leben des Menschen ist bestimmt von Sexualität. Sterne zeigt sich als der beste
Psychologe seiner Zeit weiß aber auch dass er dieser eher prüden Zeit um ein Jahrhundert
voraus ist - und lockt seine empfindsamen Leser auf vergnüglichste Weise in die Falle.
Erstmalig überhaupt ist dies für deutsche Leser nun auch nachzuvollziehen - denn Michael
Walters Neuübersetzung ist nicht nur kongenial - sie ist auch die erste deutsche Übersetzung
die nichts verschweigt. "Der freieste Schriftsteller aller Zeiten" (Friedrich Nietzsche) "Der
Paganini der Abschweifungen" (Harry Rowohlt) "Der schönste Geist der je gewirkt hat" (Goethe)
- ungezählt sind die Verneigungen Kniefälle und Lobeshymnen auf den Erfinder des modernen
Romans. Autoren von Lessing bis Diderot von Sigmund Freud bis Nabokov von Borges bis Mann
von Marias bis Arno Schmidt von Rushdie bis Calvino verehrten ihn und lernten von ihm.