Hildegard von Bingen hat einen umfangreichen Briefwechsel hinterlassen. Ihre 390 Briefe sind
ein wichtiger Teil ihrer Glaubensverkündigung und zeugen von unerschrockener Direktheit
mahnender Sorge erfrischend-humorvoller Weitherzigkeit persönlichem Engagement und
weitreichender kirchenpolitischer und gesellschaftlicher Einflussnahme. Mehr noch als aus ihren
anderen Schriften kann man den Briefen entnehmen dass Hildegard mit prophetischem
Sendungsbewusstsein auftrat und ihren Zeitgenossen wortgewaltig als Posaune Gottes ins Gewissen
redete. Darüber hinaus zeigen die Briefe dass Hildegard bereits zu Lebzeiten eine anerkannte
Autorität war. Ungezählte Menschen Päpste Kaiser Fürsten und Äbte aber auch einfache Bauern
Priester und Ordensleute suchten und fanden bei ihr Rat und Hilfe. Ihre Meinung war gefragt
auch wenn sie nur allzu oft unbequem und keineswegs immer schmeichelhaft war.