Der Wanderpoet und buddhistische Mönch Saigyô (1118-90) galt schon kurz nach seinem Tod als die
repräsentative Stimme der japanischen Dichtung seiner Zeit. Für Matsuo Bashô (1644-94) war er
als Vollender des Waka - der seit dem achten Jahrhundert klassischen 31-silbigen Form des
japanischen Kurzgedichts - noch fünfhundert Jahre später das Maß aller Dinge. 'Sankashû'
('Gedichte aus der Bergklause') ist der Titel einer Sammlung von rund 1550 Waka Saigyôs die er
etwa zehn Jahre vor seinem Tod zusammengestellt hat. Die Verse setzen Gesehenes und Erlebtes in
poetische Bilder von schlichter Schönheit um und verbinden sie auf eindringliche Weise mit
existenziellen Einsichten. Der renommierte Japanologe Ekkehard May hat hundert Waka aus dem
'Sankashû' ausgewählt übersetzt und kommentiert und erschließt damit Saigyôs Gedichte erstmals
in einer größeren Einzelanthologie für deutschsprachige Leserinnen und Leser.