1621 erschien das berühmte Mammutwerk zur Melancholie in erster Auflage. Der exorbitante
»Bücher-Vertilger« und Melancholiker Robert Burton (1577-1640) versammelt darin das gesamte
Wissen seiner Zeit zur Melancholie im weitesten Sinn geordnet in drei Teile über Definition
Ursachen Symptome über die Heilverfahren und über die Sonderfälle der Liebesmelancholie sowie
der religiösen Melancholie. Doch die Anmutung geballter Wissenschaftlichkeit demontiert sich
selbst. Das in mehreren Auflagen immer wieder erweiterte Lebenswerk ist vor allem eine höchst
geistreiche und stilistisch brillante Essaysammlung à la Montaigne Trostbuch für alle
Lebensnöte Vanitas-Litanei und Weltsatire umgestürzter Zettelkasten von Zitaten und Sentenzen
und nicht zuletzt ein fortgesetztes Selbstporträt des Autors. Die Anatomy of Melancholy war
eines der erfolgreichsten Bücher seiner Zeit Dichter und Künstler wie Samuel Johnson und
Sterne Keats Borges Joyce Beckett und Cy Twombly ließen sich von ihm inspirieren und der
Guardian führt es 2017 in seinem Kanon der 100 besten nonfiction books auf. Wir nutzen die
Neuauflage zur Anreicherung um einige reizvolle Passagen u. a. über die lustvolleren Kuren zur
Heilung der Melancholie und ein aktualisiertes Nachwort zum 400. Jubiläum.