Der Begriff Interregnum wird in der deutschsprachigen Mediävistik fast ausschließlich auf die
Jahre zwischen dem Tod Kaiser Friedrichs II. (1250) und der Wahl Rudolfs von Habsburg zum
römisch-deutschen König (1273) bezogen. In den Beiträgen dieses Bandes wird der Versuch
unternommen den Begriff kritisch auf seine Tragfähigkeit zu überprüfen und dabei der
Untersuchung von Fallbeispielen aus dem römisch-deutschen Reich vergleichbare Konstellationen
aus West- und Ostmitteleuropa gegenüberzustellen. Die Beiträge widmen sich deshalb ausgewählten
Konflikten um Herrscher- und Dynastiewechsel während des 12. bis 15. Jahrhunderts im Reich
(Österreich Böhmen und Brandenburg) sowie in Ungarn Polen Pommerellen und Frankreich. Darüber
hinaus lenken zwei Beiträge den Blick auf die Problematik kirchlicher Sedisvakanzen. Die
Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den hier diskutierten Beispielen eröffnen den Blick auf
eine Typologie prekärer Herrschaft in die sich das Interregnum der Thronstreit die weltliche
Herrschaftsvakanz und die kirchliche Sedisvakanz verorten lassen. Die europäisch ausgreifende
Perspektive verspricht darüber hinaus neue Einblicke in die verschiedenen Einzelfälle.