Kaum ein anderes Schlagwort beherrscht heute den öffentlichen Diskurs so sehr wie die
Transparenz. Sie wird vor allem im Zusammenhang mit der Informationsfreiheit emphatisch
beschworen. Wer aber die Transparenz allein auf moralischer Ebene thematisiert und sie etwa auf
Fragen der Korruption reduziert verkennt ihre Tragweite. Die Transparenz ist ein systemischer
Zwang der die gesamten gesellschaftlichen Prozesse erfasst und sie einer gravierenden
Veränderung unterwirft. Das gesellschaftliche System setzt heute all seine Prozesse einem
Transparenzzwang aus um sie zu operationalisieren und zu beschleunigen. Der Imperativ der
Transparenz macht uns außerdem zu Sklaven der Sichtbarkeit. Die Transparenzgesellschaft ist
eine pornografische ausgestellte Gesellschaft. Sie manifestiert sich gleichzeitig als eine
Kontrollgesellschaft. Das Internet als Raum der Freiheit erweist sich als ein digitales
Panoptikum. Hans neuer Essay geht den Illusionen und Gefahren nach die mit dem Paradigma der
Transparenz verbunden sind.