»Nirgends wirkt Sprachkunst exotischer zugleich anregender auf mich als im Werk von Miron
Bialoszewski. Der ausgewiesene Sonderling der polnischen Nachkriegsliteratur und Guru einer
ganzen Generation linguistisch orientierter Dichter betritt die schmale Buchstabenbühne gern in
Gestalt vielfältiger Verwandlungen. Dabei verwortspielt er nicht selten die eigene namentliche
Existenz. Mal stellt er sich als verkappter Märtyrer der Poesie dar um als monosyllabisches
Phantom seiner selbst und bis zur Wortsinnlosigkeit zerkasteiter 'yen' sogleich wieder
abzutreten ein andermal entlarvt er sich - im Rausch adjektivisch besuffixt - als
'Bialoszewskiger' dem die Kontrolle über sich und schier alle Ähnlichkeit mit ihm selbst zu
entgleiten droht. Gleichwohl kommt dem ins Weichseljenseits verzogenen 'Korridorianer'
('korytarzowiec') niemals die Sprache abhanden dies umtriebige Wundertier und seherische
'Ausflugswesen' ('stworzenie wylotu') das er aussendet die 'schienene Endlosigkeit'
('niekonczyn szyn') von Versen zu erkunden.« So Dagmara Kraus über den polnischen Dichter den
sie ins Deutsche übersetzt und mit dem sie eine sprachübergreifende Zwiesprache pflegen will.