Grace under pressure - unter Druck das Notwendige tun in schwieriger Lage Haltung beweisen -
so lautet die alte Heldenformel. Wie rar so ein Verhalten in der wirklichen Welt ist zeigt
sich gerade in der Systemkrise Berliner Filminstitutionen. Es war natürlich damit zu rechnen
dass sich Russlands Angriffskrieg die reaktionäre neue Stadtregierung und eine überforderte
Kulturstaatsministerin in das hiesige Kulturleben eintragen würden. Aber die Art und Weise wie
binnen kürzester Zeit Berlinale Arsenal DFFB Deutsche Kinemathek & Filmmuseum Sinema
Transtopia - um hier nur die prominentesten Beispiele zu nennen - in Schieflage geraten sind
ist beispiellos. Filmkultur ist hierzulande offenbar eine Schönwetterveranstaltung. In ihrer
Existenz bedroht (Sinema plötzlich ohne städtische Förderung nach einer Petition aber für den
Augenblick gerettet) auf Jahre ohne Haus (Kinemathek und Filmmuseum die sich in der Hoffnung
auf ein neu zu bauendes Filmhaus verspekuliert haben) zu einer nomadischen Interimszeit
gezwungen (Arsenal und DFFB deren neue Standorte nicht rechtzeitig fertigwerden) in einer
profunden Führungs- (DFFB zur Zeit wieder einmal kopflos) bzw. in einer von der Ministerin
aufgezwungenen Identitätskrise (Carlo Chatrian hat sie auf rufschädigende Art demontieren
lassen auf dem Weg zurück zu Kosslick'scher Machtfülle - und offenbar auch zu seinem
Anti-Intellektualismus). Die Häufung der schlechten Nachrichten zeigt eine katastrophale
Geringschätzung der Politik für den Film als Kultur. Nicht nur gibt es keine Wertschätzung
keine nachhaltige Strategie immer soll der Film in Dienst genommen werden - um das eigene Amt
mit Glamour aufzuladen einen Standort aufzuwerten um Sparwillen zu demonstrieren oder in der
Negation Profil zu gewinnen. Dagegen müssen wir uns wehren - und dem Pessimismus des Verstandes
einen Optimismus des Willens entgegensetzen.