»Nur die Kultur vereint.« So schrieb einmal Umberto Eco all denen widersprechend die den
winzigen Kontinent Europa allenfalls durch politischen oder wirtschaftlichen Pakt für eine
Union geeignet hielten. »Es ist ein Irrtum Europa primär als einen Begriff der Politik oder
Ökonomie zu begreifen. Das was uns Europäer zunächst einmal eint ist unsere gemeinsame
Kultur.« Roman Herzog der ehemalige Bundespräsident vertrat diese Überzeugung mit Nachdruck.
Was aber ist unsere Kultur? Zu Beginn des neuen Jahrhunderts hat man von »Europas fremd
gewordenen Fundamenten« gesprochen. Ein Befund mit dem man sich nicht abfinden kann und soll.
Wer europäisch denkt wer die Identität des Kontinents begründen will muss diese Fundamente
aus ihrer Verborgenheit holen und der Gegenwart lebendig vor Augen führen. Und bedarf nicht
unsere technologisch starr auf die Zukunft ausgerichtete Zeit der Rückversicherung in der
Vergangenheit? Zukunft braucht Herkunft. Der an Europas Fundamenten ein Leben lang forschend
und lehrend Tätige sieht sich in der Pflicht die Mitwelt in Vorträgen auf die großartigen
Leistungen an den Anfängen des Kontinents aufmerksam zu machen auf nahezu allen Gebieten: der
Philosophie der politischen Theorie der Geschichtsschreibung der Dichtung auch der
Naturwissenschaft. Dabei treten Themen von existentieller Bedeutung ebenso ins Blickfeld wie
von begrifflicher künstlerischer oder wissenschaftlicher Relevanz. Es geht um die Geburt der
Vernunft um Entdeckung der Menschenrechte um die Problematik der unterschiedlichen
Staatsmodelle um das prekäre Verhältnis von Frieden und Freiheit um Fragen der Menschlichkeit
und des Lebensglücks um die Vergewaltigung der Erde. Immer wird die Linie von der Antike bis
in die Gegenwart gezogen. Große europäische Literatur wird vorgestellt wie Homers »Ilias«
Vergils »Aeneis« der »Sonnengesang« des hl. Franziskus die »Carmina Burana« des Mittelalters
oder Friedrich Nietzsches Gedicht »Vereinsamt«. Alle Beiträge des Buches sind Vorträge des
Autors die er in Puchheim gehalten hat die meisten davon auch anderen Orts innerhalb und
außerhalb von Universitäten. Sie hängen nicht voneinander ab können deshalb in einem Zuge
gelesen werden oder je nach Interesse und Wissensschwerpunkt in Auswahl.