Beim Thema Musik und Ideologie mag man vielleicht daran denken wie Komponisten ihr Medium dazu
nutzen weltanschauliche Positionen zum Ausdruck zu bringen. Die in diesem Buch versammelten
Beiträge - früher hätte man von einem Band »Kleine Schriften« gesprochen ¿ handeln indessen
nicht von der Musik als Weltanschauung sondern von ihr als ideologisiertem Gegenstand. Denn
wenn schon Kunst im Allgemeinen ideologisch befrachtet werden kann dann erst recht die wort-
und bildlose unartikulierte Musik der sich so leicht alles Mögliche andichten lässt. Das Buch
soll dazu beitragen sich gegen dogmatische Behauptungen und fundamentalistische Überzeugungen
zu immunisieren wo immer sie bei der Anschauung von Musik begegnen. Die Untersuchungen sind
zeitlich und örtlich eng begrenzt und auf einen krassen Fall beschränkt nämlich auf die
Musikkultur in Deutschland mit dem früheren 20. Jahrhundert und der Zeit des
Nationalsozialismus als Gravitationszentren. Die Texte sind seit 1980 entstanden. Einige von
ihnen gehören zu den ersten in denen die akademische Musikwissenschaft sich mit dem Dritten
Reich beschäftigt hat.