Thematische Schwerpunkte die Ferdinand Tönnies in seinen letzten Lebensjahren beschäftigt
haben sind zum einen die praktische Anwendung und Weiterentwicklung statistischer Verfahren
insbesondere die Klärung ihres Verhältnisses zur Soziographie. Einen zweiten Schwerpunkt
bildeten gesellschafts- wirtschafts- und staatspolitische Fragen. In diesem Zusammenhang
bemühte er sich um eine Korrektur der seinerzeit in der Akademia weit verbreiteten unrichtigen
wie er schreibt Marx-Rezeption.Mehrere Schriften befassen sich mit der Situation und
Zukunftsperspektive der modernen Familie wobei er insbesondere die qualitativ-empirischen
Forschungen der von Alice Salomon gegründeten Deutschen Akademie für soziale und pädagogische
Frauenarbeit würdigt eine Gegeninstitution zur Praxisferne des tradierten Universitätssystems.
Einen weiteren Schwerpunkt stellt die öffentliche Meinung dar insbesondere ihr Verhältnis zur
Tagespresse. Von besonderer Bedeutung sind schließlich Texte des Widerstands gegen den
Nationalsozialismus sowie nachgelassene Schriften. Abgesehen von den Emigranten war Ferdinand
Tönnies unter den Soziologen seiner Zeit wohl der einzige der als ausgewiesener Gegner des
nationalsozialistischen Regimes gelten kann (Carstens 2005).