Höherentwicklung und Menschenökonomie sind die Zentralbegriffe die dem vorliegenden Band
zugrunde liegen. In ihnen verdichtet sich die Begriffsarchitektur der politischen Soziologie
Rudolf Goldscheids wie er sie aus der Kritik an der biologischen Deszendenztheorie seiner Zeit
und den sozialdarwinistischen Versuchen sie auf die sich konstituierende Soziologie zu
übertragen entwickelt hat. Die natürliche biologische Evolution habe so seine Argumentation
immer komplexere Lebewesen entstehen lassen als deren höchstes der Mensch ausgestattet mit
einem überaus leistungsfähigen Gehirn in der Lage ist die bisherige weitgehend passive
Anpassung der Organismen an ihre Umwelt (Akkomodation) umzukehren in eine aktive (Assimilation)
so dass ein Hybrid ein sozialbiologischer Wechselwirkungsprozess (Äquilibration) entstanden
ist.Den Sozialwissenschaften insbesondere der Soziologie fällt in diesem Gestaltungsprozess
die Aufgabe zu die dem Naturgeschehen zugrunde liegenden blinden Kausalitäten in kulturelle
menschengerechte Teleologien umzuformen die ökologischen Generationen übergreifenden
Nachhaltigkeitsprinzipien Rechnung tragen. Sie sollen darin den Technikwissenschaften
vergleichbar eine Brückenfunktion übernehmen zwischen den Geistes- und den Naturwissenschaften
weil sie sowohl über instrumentelle wie über reflexive Kompetenzen verfügen.Allerdings werden
sie insbesondere ihre bisherige Leitwissenschaft die Ökonomie dieser Aufgabe bislang noch
kaum gerecht weil sie sich den scheinbaren Selbstläufen machtpolitisch gesteuerter Märkte und
kurzfristigen Profitprinzipien die keine Moral und keine Grenzen kennen affirmativ
ausgeliefert haben. An die Stelle einer entfesselten tauschwertorientierten Marktökonomie habe
deshalb eine zivilisierte gebrauchswertorientierte Sozialökonomie zu treten eine wie
Goldscheid sie nennt Akzedenz- bzw. Menschenökonomie die sich dem langfristigen Schicksal der
Gattung Mensch auf diesem Planeten verpflichtet fühlt.