Angesichts des augenfälligen Anteils jüdischer Tuchgroßhändler und Tuchfabrikanten ist das
Fehlen jeglicher Erwähnung von Juden im Rahmen der vielfältigen Erforschung dieses Aachener
Leitsektors überraschend. Es könnte als Indiz einer gelungenen Integration gesehen werden
zeigt aber dass hier ein wesentlicher Aspekt der Entwicklung des textilen Sektors übersehen
wurde. Die Arisierungen in der Aachener Tuchindustrie geraten erst spät in den Fokus einer
wissenschaftlichen Untersuchung was auch mit einer gewissen Scheu sich diesem Thema zu nähern
zusammenhängen mag. Allergische Reaktionen bei der Erkundung ehemals jüdischer Tuchfabriken
wenn in diesem Zusammenhang von Arisierung gesprochen wird signalisieren deutlich
Betroffenheit und Ablehnung des Begriffs. Man bestand darauf dass es sich um ganz reguläre
Verkäufe gehandelt habe und nicht von Arisierung gesprochen werden dürfe.Für ein mehr als
oberflächliches Verständnis der Aachener Wirtschaftsgeschichte ist es wichtig die Bedingungen
des Wandels dieser von internationalen Beziehungen und Moden abhängigen Branche zu verstehen.
Die bemerkenswerten Erfolge jüdischer Tuchgrossisten und Tuchfabriken und ihre fehlende
Berücksichtigung in der Geschichte der Aachener Tuchindustrie sind ein blinder Fleck der im
vorliegenden Band mit Familien- und damit verbundenen Unternehmensgeschichten näher beleuchtet
wird.