Kommunikative Vernunft ist die der selbstkritisch reflektierten Moderne zugehörige Vernunftform
die den Geltungsmodus und Wahrheitserweis von Erkenntnis- und Gewissheitsansprüchen
kognitiv-theoretischer und normativ-praktischer Art weder subjektiven Evidenzen oder
apriorischen Gewissheiten noch einer positivistisch oder instrumentell reduzierten
Verstandes-Rationalität überantwortet sondern - zumal in Dissenslagen - der
kommunikativ-diskursiven Klärung Prüfung und möglichen Verifikation im Sinne intersubjektiv
allgemeiner Anerkennung bzw. Anerkennungsfähigkeit. Diese Form eines zugleich differenzierenden
und verbindenden Vernunftdenkens ist geradezu überlebensnotwendig angesichts der ebenso
unauflöslichen wie konfliktreichen Verflechtungen und Abhängigkeiten in einer Weltgesellschaft
und der in ihr elementar notwendigen inter- und transkulturellen Verständigungsprozesse und
-diskurse über die globalen Probleme und die strukturellen normativen und empirischen
Voraussetzungen ihrer Lösung. Kommunikative Vernunft eröffnet die Möglichkeiten hin zu einer
solidarischen Praxis. Die Praxis- und Zukunftsthematiken würden im teleologischen Bezugsrahmen
praktischer Philosophie das sachliche Zentrum der Gesamtthematik und des substantiellen
Erkenntnisinteresses der Philosophie ausmachen. Dabei hätte die philosophische Anthropologie
die strukturellen und historischen Bedingungen der Lebensweise und Selbsterfahrung des Menschen
zu klären die Philosophie der Praxis die konkrete Analyse und Kritik der Lebenspraxis (im
Lichte ihrer Aufgaben und verhinderten Möglichkeiten) zu leisten und die normativen Probleme
einer kommunikativen Praxis solidarischen Handelns zu erörtern während die Problemstellung der
Philosophie der Zukunft über die theoretischen Grundlagenfragen des Zukunftsdenkens hinaus den
konkret-utopischen d.h. geschichts- und praxisbezogenen Entwurf eines besseren
menschenwürdigeren Lebens thematisiert. (Helmut Fahrenbach)