»Realismus« und »Engagement« - zwischen diesen Polen bewegen sich die Essays von Enno Stahl.
Realismus wird dabei verstanden als eine grundsätzliche Ausrichtung der Weltwahrnehmung aber
auch als literarische Kategorie. Engagement besitzt hier einen ganz ähnlichen Doppelcharakter -
als tätige Praxis auf der einen und als Motivation und Motiv der Literatur auf der anderen
Seite. Es geht um die Frage wie Literatur Ausdruck einer solchen Praxis sein kann und wie sie
zugleich diese Praxis konstruktiv mit ihren eigenen Mitteln zu befördern vermag. Leider lesen
heutzutage immer weniger Menschen. Die Konsequenzen sehen wir jeden Tag. Man kann darin
durchaus einen der Gründe für die emotionale Verarmung und die Verrohung des gesellschaftlichen
Miteinanders ausmachen. Zentrale literarische Texte auch ältere etwa aus dem Kanon der
Weltliteraturgeschichte erörtern wichtige moralische Fragen vermitteln Werte Ideen und
Haltungen. Literatur kann Empathie stiften Facebook offensichtlich nicht. Es ist höchste Zeit
dass Literatur auch von Akteuren der politischen Praxis als wichtiger Transmitter wahrgenommen
wird.