Als Jude hat man gewisse Vorteile wenn man versucht die Evangelien zu verstehen. - so beginnt
Maccoby sein Werk das nicht zufällig so lange vergriffen war und nun von uns wiederaufgelegt
wird und in der Tat die im Neuen Testament so breitgetretene Feindschaft zwischen Jesus und
den Pharisäern erweist sich bei der einem Juden selbstverständlichen Kenntnis des Sachverhalts
als völlig widersinnig und erklärungsbedürftig ebenso wie die Merkwürdigkeit daß in einer
Zeit des heroischsten Widerstandskampfes der Juden gegen ihre römischen Besatzer letztere bei
allen Aposteln so penetrant gut wegkommen.Wie Maccoby diesen Fragen nachgeht Schicht um
Schicht aus den wie sich erweist haarsträubend verlogenen Evangelien die historisch
plausibelste Annäherung an die Wahrheit erschließt liest sich nicht nur spannend wie ein
Kriminalroman es wird zugleich klar warum die jüdische Sekte (wie sie von den christlichen
Inquisitoren im Mittelalter genannt wurde) die angeblich den Gründer des Christentums auf dem
Gewissen hat von ihrem Ableger so barbarisch wie unbarmherzig verfolgt wurde. Wenn die
Jesusfigur überhaupt einen historischen Kern hat was keineswegs sicher ist hat ihn Maccoby
wie ein literarischer Schliemann streng den historischen Quellen folgend freigelegt.Hyam
Maccoby war Altertumsgelehrter Reform-Rabbiner und leitete zuletzt die Bibliothek am Leo Baeck
College für Judaistik in London.