Das LIV versteht sich zunächst einmal als Zwischenbilanz. Es listet die verbalen Wurzeln auf
die nach bewährtem Verfahren für das Urindogermanische rekonstruiert werden können und
versucht deren Bedeutung zu bestimmen (wo nötig unter Heranziehung nominaler Ableitungen). Es
führt dann zu jeder dieser Wurzeln die für das Urindogermanische rekonstruierbaren verbalen
Primärstämme auf das traditionelle Modell von Präsens - Aorist- und Perfektstamm ist dabei um
die Kategorien Kausativ - Iterativ Desiderativ Intensivum Fientiv und Essiv erweitert.
Schließlich korreliert es die Rekonstrukte mit den primären Verben und Verbalstämmen die ihnen
in den einzelnen indogermanischen Sprachen etymologisch entsprechen und auf denen natürlich die
Rekonstruktion aufbaut. Ein rückläufiger Index der urindogermanischen Verbalwurzeln - ein
Novum! - für jede verbale Primärstammbildung des Urindogermanischen ein Index der Wurzeln für
die diese Bildung rekonstruierbar ist und ein Register der im Text aufgeführten
einzelsprachlichen Verben und Formen schließen das Material auf. Ein reicher Anmerkungsapparat
informiert über Detailprobleme auch philologischer Art und über die einschlägige
Sekundärliteratur. Da auf Semantik und Morphologie des Verbums konzentriert ist das LIV kein
etymologisches Wörterbuch die nominale Derivation ist grundsätzlich nicht einbezogen.
Erstmalig ist in einem Werk dieser Breite und Materialfülle konsequent die Laryngaltheorie
berücksichtigt und zwar in der von M. Mayrhofer in der Indogermanischen Grammatik (Bd. I 2)
vorgelegten Form. Das LIV kann aber auch als Basis für weitere Forschung dienen. Die Anordnung
des Stoffes ermöglicht es Verbbedeutungen und Primärstammbildungen in den indogermanischen
Sprachen historisch zu beurteilen d.h. einerseits Bewahrung von Altem andererseits
semantische Veränderungen und morphologische Um- oder Neubildungen festzustellen einiges dazu
ist in den Anmerkungen zu den einzelnen Lemmata des Buches schon angedeutet. Der morphologische
Index stellt das - jederzeit korrigierbare - Material für Untersuchungen zu Geschichte und
Vorgeschichte der verbalen Primärstammbildungen des Indogermanischen zur Verfügung etwa zum
Problem eines Aktionsartsystems im Vorurindogermanischen. Die Lemmata laden zu einer präziseren
oder korrekteren Bestimmung von Wurzelbedeutungen ein oder auch zu Wortfelduntersuchungen die
Aufschluss darüber geben können wie die Sprecher der ältesten uns erreichbaren Phase unserer
indogermanischen Sprachen bestimmte materielle aktionale oder geistige Bereiche ihres Lebens
in einem Netz konkreter Sachverhalte gesehen haben.