Der autobiografisch geprägte Roman »Ein Mann liest Zeitung« erzählt die Geschichte des
jüdischen Kaufmanns Leonhard Glanz aus Hamburg. Im Exil in der Tschechoslowakei zur Untätigkeit
verdammt verbringt er seine Zeit in Prager Kaffeehäusern mit dem Lesen von Zeitungen.
Akribisch verfolgt er das politische Geschehen in der Tagespresse und doch kann er sein
eigenes Schicksal das ihn in die Emigration trieb nicht begreifen. Erinnerungen an ein
verlorenes Leben Beobachtungen auf der Straße und Gedanken über das in der Zeitung Gelesene
die oft weit in die Vergangenheit weisen verbinden sich zu einem dichten Panorama der
dreißiger Jahre. Atmosphärisch und präzise klug und poetisch fängt Justin Steinfelds
einziger Roman den Hexenkessel Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ein. Ein großer erst
posthum erschienener Exilroman der eine unerhörte Erfahrung zur Sprache bringt die doch so
viele traf und trifft: Die Erfahrung nirgendwo mehr dazuzugehören.