Westdeutschland in den 1960er Jahren: Laienprediger Paul Schäfer entführt fast zweihundert
Kinder ins chilenische Ausland. Er gründet dort eine brutale Sekte in der die betroffenen
Kinder über Jahrzehnte sexuell und als Arbeitssklaven missbraucht werden - die Colonia
Dignidad. Später geraten auch zahlreiche chilenische Kinder in die Fänge Schäfers. Die Sekte
stellt sich nach dem Putsch im Jahre 1973 auch in den Dienst der Pinochet-Diktatur. Gemeinsam
mit dem Geheimdienst DINA werden hier chilenische Oppositionelle eingesperrt gefoltert und
getötet. Erst die allmähliche Demokratisierung Chiles schafft die Bedingungen dem Ganzen ein
Ende zu setzen. Zurück bleiben hunderte Menschen geprägt durch Betrug und Unterdrückung in
unvergleichlichem Ausmaß. Heike Rittel hat sich auf die Spur der Frauen dieser ehemaligen Sekte
begeben deren Schicksal bisher wenig oder gar nicht im Fokus der öffentlichen Betrachtung
stand. Sie hat mit ihnen zusammen gelebt ihren Alltag kennengelernt ihre Angehörigen die
Orte mit denen sie ihre Erinnerungen verknüpfen. Entstanden ist eine sensible Zusammenstellung
von ganz und gar subjektiven weiblichen Opferschicksalen die nicht nur völlig neue Dimensionen
der verbrecherischen Geschehnisse vor Ort erschließt. Während bisher in Film und Literatur von
den Betroffenen oft ein graues gleichgeschaltetes und uniformiertes Bild gezeichnet wird fand
Heike Rittel in ihren Interviews hinter den Fassaden Überraschendes: Sehr persönliche
Schicksale mit ganz unterschiedlichen Überlebensstrategien und Formen der
Vergangenheitsbewältigung. Die ausführliche Einleitung von Jürgen Karwelat stellt die
Protokolle in den zeithistorischen Zusammenhang. Die eindrucksvollen Fotos des Fotografen und
Kameramannes Andreas Höfer erwecken die Protokolle emotional zum Leben und lassen hinter den
Gesichtern erkennen dass Menschlichkeit selbst unter extremen Diktaturen nicht auslöschbar
ist.