Die Europäische Integration wurde von der Forschung lange als gesellschaftlicher Fortschritt
betrachtet wobei Krisen und Disintegrationstendenzen häufig übersehen wurden. Frühe
marxistische Kritiken litten unter ökonomischen Determinismen die den Blick auf die
Eigenständigkeit der Politik verdeckten. Bald entwickelte sich aber eine
kritisch-materialistische Integrationsforschung die versucht die europäische Integration in
all ihrer Komplexität herrschaftskritisch zu hinterfragen. Dieser Band gibt einen Überblick
über die Ansätze kritischer Europaforschung sowie die historischen Phasen bis hin zu aktuellen
Krisen und Desintegrationstendenzen. Es werden Schlaglichter auf Felder geworfen auf denen
kritischer Europaforschung noch viel Arbeit bevorsteht: Europäische Identität die Gegenwart
des europäischen Kolonialismus und die Auseinandersetzung mit autoritären Europavorstellungen.
Außerdem: feministische Ansätze und Kritiken die Krise der EU als Kampffeld für die (neue)
Rechte Krise und Radikalisierung des Grenzregimes Vergangenheitspolitik: Auschwitz als
Gründungsmythos Krisenproteste: Die Niederlagen der Linken (Griechenland bspw.) autoritäre
Tendenzen in Mitgliedsstaaten Brexit und Lexit Europa und die Corona-Krise uvm. Schließlich
wird umrissen wie eine emanzipatorische Haltung zum Europäischen Integrationsprozess aussehen
kann.