Der derivative Goodwill hat in den deutschen Konzernbilanzen eine beachtliche Größenordnung
erreicht und kann daher als ein bedeutender Bilanzposten betrachtet werden. Bereits im Jahr
2001 bezeichneten Dyckmann Davis Dukes den Goodwill als »one of the most common and largest (in
dollar amount) intangible asset.« Laut einer Studie von Kümpel Klopper zählt der bilanzierte
Goodwill in den IFRS-Konzernbilanzen der analysierten Deutschen Aktien Index
(DAX30)-Unternehmen zu einem der größten Bilanzposten des Anlagevermögens und übersteigt in
manchen Fällen sogar das Konzerneigenkapital. Diese hohen Goodwills haben dabei eine
beachtliche Auswirkung auf die Darstellung der Vermögens- Finanz- und Ertragslage von
Konzernen und stellen dabei nicht nur die bilanzierenden Unternehmen vor große
Herausforderungen sondern auch die Wirtschaftsprüfer und insbesondere die Analysten. Die in
den letzten Jahren zunehmende Bedeutung des Goodwills in den Konzernbilanzen vieler deutscher
IFRS-Bilanzierer beruht einerseits auf der im Zeitalter der Globalisierung stark gestiegenen
Anzahl von Unternehmenszusammenschlüssen in deren Rahmen erhebliche Kaufpreise gezahlt wurden.
Andererseits sorgte die Umstellung im IFRS-Regelwerk weg von der planmäßigen jährlichen
Goodwillabschreibung hin zum sog. impairment-only-approach im Rahmen der Folgebewertung des
Goodwills dafür dass der Goodwill an Bedeutung gewonnen hat. In der Fachliteratur wird diese
Abschreibungsmethodik als kritisch angesehen. Kernpunkte der Kritik sind zum einen die
bestehenden umfangreichen bilanzpolitischen Spielräume im Rahmen des Impairment-Tests die eine
Wertminderung des Goodwills und damit die Reduzierung des Jahresüberschusses sowie des
Eigenkapitals verhindern können. Zum anderen wird die Substitution des derivativen Geschäfts-
oder Firmenwerts durch den originären Geschäfts- oder Firmenwert für den ein
Bilanzierungsverbot nach IFRS besteht beanstandet. Zielsetzung des Autors in dem vorliegenden
Buch war es einerseits die bilanzielle Behandlung eines Goodwills im Rahmen eines
Anteilserwerbs (share deal) im Konzernabschluss nach IFRS 3 detailliert darzustellen sowie
andererseits den in den Folgeperioden durchzuführenden Impairment-Test für den Goodwill
welcher in IAS 36 geregelt ist umfassend zu erläutern und auf mögliche bilanzpolitische
Gestaltungsspielräume und deren Auswirkungen hin zu untersuchen um darauf aufbauend eine
Analyse der Goodwillentwicklung im DAX30 von 2008 bis 2014 durchzuführen.