Das Massaker vom 7. Oktober bei dem 1.200 Israelis von der Terrororganisation Hamas brutal
ermordet und geschändet wurden fand auch in Deutschland seinen Widerhall in heftigen
Diskussionen um Antisemitismus und Islamismus. Blieb in den Tagen nach dem Massaker die
Empathie mit den jüdischen Opfern seltsam begrenzt so formierte sich im Zuge der israelischen
Militäraktion immer lautstärker eine Bewegung die Israel als Kolonialmacht anprangerte und die
Ziele der Hamas unterstützte. Juden in Deutschland dagegen sahen sich verstärkt antisemitischen
Angriffen ausgesetzt. Dieses erschreckende Missverhältnis in den öffentlichen Reaktionen hat
den Autor Dietrich Schulze-Marmeling veranlasst die Koordinaten in der Diskussion zu
überprüfen.Die Unversöhnlichkeit mit der sich pro-israelische und pro-palästinensische
Positionen gegenüberstehen sieht Schulze-Marmeling weniger in der Sache selbst begründet. Dass
im Nahen Osten auf beiden Seiten politischer Starrsinn in der Führung und großes Leid in der
Bevölkerung herrscht ist unverkennbar. Auf der bundesdeutschen Linken wie der Rechten geht es
aber laut Schulze-Marmeling vielfach weniger um die eigentlichen Probleme sondern darum die
eigene Identität zu füttern. Jüdische Israelis und Palästinenser würden zu diesem Zweck
instrumentalisiert.Sein höchst lesenswertes und stringent verfasstes Buch liefert einen
wichtigen Kompass um die Hintergründe eines aufgeregten Diskurses zu verstehen und manche
moralischen Verrenkungen zurechtzurücken.