Die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstandene Sint-Geertruihandschrift enthält wie
viele mittelalterliche Handschriften keinen Einzeltext sondern eine Sammlung verschiedener in
diesem Fall geistlicher Texte. Sie zeichnet sich nicht nur durch ihren inhaltlichen Fokus
(Christi Leiden die Mutter Gottes als Fürsprecherin das Jüngste Gericht) und die für die Zeit
ungebräuchliche Versform (größtenteils Jamben) aus sondern auch durch ihren Überlieferungs-
und Gebrauchskontext (Kloster Sint Geertruiden in Amsterdam). Zwar sind Thematik und religiöse
Haltung der Texte exemplarisch für die spätmittelalterliche Frömmigkeit sprachliche Fülle und
dichterische Bildhaftigkeit jedoch verleihen ihr einen besonderen Charakter. Die drei
Haupttexte stammen vermutlich von ein und demselben Verfasser und sind nicht an anderer Stelle
überliefert. Allein deswegen schon hat diese Handschrift in der mittelniederländischen
Literatur einen einzigartigen Stellenwert. Dies ist die erste Ausgabe der
Sint-Geertruihandschrift mit deutscher Übersetzung die zudem mit ausführlichen Erläuterungen
zur kulturhistorischen Einbettung versehen ist.Die Bibliothek mittelniederländischer Literatur
ist auf zwölf Bände angelegt. Niederländische belgische und deutsche Mediävisten arbeiten
zusammen um die bekanntesten mittelalterlichen Texte aus dem niederländischen Sprachraum zu
edieren ins Neuhochdeutsche zu übertragen und zu kommentieren. Die zweisprachigen Ausgaben
wenden sich an interkulturell Interessierte ebenso wie an Studierende und Wissenschaftler.