Afrikanische Stammeskunst wird meist mit Masken und Skulpturen assoziiert. Anthropomorphe und
zoomorphe Masken der männlichen Bünde und Maskengesellschaften welche Moral und
Stammestradition wahren Ordnungsaufgaben wahrnehmen Gericht sprechen und die Jugend auf die
Initiation vorbereiten. Männliche Ahnenfiguren als Verkörperung der Stammesseele oder Figurinen
mit einer Vielzahl von Skarifikationen als Ausdruck absoluter weiblicher Schönheit.
Darstellungen von Schwangeren oder Müttern ehren die Frau für zahlreiche Nachkommen welche
später für die Großeltern und Eltern sorgen und zum Überleben des Stammes beitragen. Dieser
Bildband widmet sich darüber hinaus der Gebrauchskunst aus Afrika die meist im Schatten dieser
figuralen Kunstwerke steht. Zu Unrecht wie dieses Buch zeigen soll. Mit großem Geschick und
Können haben Handwerker aber auch Frauen und Männer in den Familien Alltagsgegenstände zu
kleinen Kunstwerken gestaltet und diese Fertigkeit über Generationen hinweg weitergegeben.
Neben ihrem reinen Gebrauchswert dienen solche Gegenstände auch als Schmuck. Oftmals sind die
Objekte selbst mit vielfältigen geometrischen Mustern sowie anthropomorphen und zoomorphen
Darstellungen geschmückt. Diese Sinnbilder sollen den ständigen Kontakt zu den Ahnen mit deren
schützender und stärkender Lebenskraft und die Verbindung zu der übernatürlichen Welt sichern.
Aus unterschiedlichen Materialien gefertigte Gefäße Nackenstützen Hocker Prunkstühle
rituelle Geräte der Wahrsager und Ritualmeister Elfenbeintrompeten Würdestäbe und Prunkwedel
reich beschnitzte Holzschatullen Trinkgefäße und ausgewählte Prunk- Status- und
Zeremonialwaffen sowie Schilde bekommen in diesem Bildband Raum und zeigen die Vielfalt des
Kunstschaffens schwarzafrikanischer Handwerker. Fotografien von zahlreichen Kunstobjekten
werden vom Autor kontextualisiert der die komplexen Prozesse die solchen Exponaten zugrunde
liegen beleuchtet und zudem ein besonderes Augenmerk auf ihre genau definierten Funktionen im
Aufgabenbereich der Stammesoberhäupter sowie in jenem anderer Vertreter der Tradition richtet.
Peter Tichonow begann in den 1980er Jahren mit dem Aufbau einer Sammlung Afrikanischer Kunst.
Mit dem Erwerb der Exponate wuchs sein Interesse an der materiellen Kultur Afrikas und der
kultischen Funktion der Objekte.