Während sie mit dem Traktor über die Wiesen schaukeln zeigt Bernd Vanwoldt seiner kleinen
Tochter Anna auf einer Landkarte wo sich das Zentrum der Welt befindet: am Deepen Grund ihrem
Hof in der katholischen Gemeinde Wiesken im nur scheinbar hinterwäldlerischen Münsterland.
"Bei euch ist doch nix passiert!" kommentierte fünfzig Jahre später ein Großstädter. Weit
gefehlt. Im Laufe des mehrteiligen Epos währenddessen uns die Autorin durch eineinhalb
Jahrhunderte bewegter ländlicher Geschichte führt tauchen wir in die Geschicke der
Kleinbauernfamilie Vanwoldt und vieler weiterer Akteure ein: Handwerker Gutsherren Mägde
Arbeiter Bauernvertreter Pastore Gastwirte Lehrer u.v.a.m. Ihre Lebensläufe sind geprägt
nicht nur von der regionalen und deutschen sondern auch von der europäischen und globalen
Geschichte. Jede Epoche - die Blüte der Kaiserzeit zwei verheerende Weltkriege der Terror der
Nazizeit die fragile Nachkriegszeit die Geburt der von Beginn an kontroversen EU-Agrarpolitik
der Kulturumbruch 1968 bis zur spätmodernen Gegenwart - brachte neue Chancen Herausforderungen
und Schicksale. In einer empathischen Erzählsprache gelingt der Autorin nicht nur ein
facettenreicher historisch fundierter ebenso kritischer wie wehmütiger Rückblick auf eine
ländlich-bäuerliche Gesellschaft die unwiederbringlich verschwunden ist - sondern auch ein
hochaktuelles gesellschaftspolitisches Porträt das die Menschen in Land und Stadt
gleichermaßen angeht. Maria Tekülve aufgewachsen im Münsterland promovierte Geografin
studierte auch Soziologie und Agrarökonomie wohnt heute in Berlin. Ihr Berufsleben verbrachte
sie in der Entwicklungszusammenarbeit Fokus Afrika oft mit Bezug zur internationalen
ländlichen Politik. Nach zahlreichen Fachpublikationen legt sie mit 'Abschied von Wiesken'
ihren ersten Roman bereits in der 3. Auflage vor.