Im ausgehenden 19. Jahrhundert erfreute sich die akademische Historien- und Genremalerei
größter Beliebtheit beim Publikum und bei der gründerzeitlichen Kunstkritik gleichermaßen.
Insbesondere die Maler der Münchner Schule fanden auch international Anerkennung. Als
Malerfürsten waren Künstler wie Franz von Defregger Persönlichkeiten von gesellschaftlichem
Rang. Jenseits von regional gefärbten Historienszenen bedienten sie mit ländlichen Idyllen und
gemütvoll-humoristischen Darstellungen des Volkslebens ein Bedürfnis nach Einfachheit
unverbrauchter Innerlichkeit und Glück das die als verstörend wahrgenommene Beschleunigung der
Lebensverhältnisse und die technisch-gesellschaftlichen Umbrüche der Gründerzeit beim
vornehmlich städtischen Publikum emotional kompensieren sollte. In Familienzeitschriften
tausendfach reproduziert und in Form von Wanddrucken kommerziell vermarktet nutzte man
zugleich die neuesten technischen Möglichkeiten sodass die gründerzeitliche Genremalerei in
Phänomene der Moderne eingebunden war man von einer volkstümlichen Moderne sprechen kann.Der
vorliegende Band richtet daher den Fokus auf die gründerzeitliche Kunst und Kultur im Hinblick
auf Prozesse der Kommerzialisierung Trivialisierung und Popularisierung die die Medienmoderne
und die künstlerische Praxis des ausgehenden 19. Jahrhunderts mitbestimmten.