In den vergangenen Jahrzehnten die von Neoliberalismus und einem zunehmend autoritären Wandel
der Gesellschaften und Regierungen geprägt waren hat die weltweite Gewalt gegen Frauen
drastisch zugenommen. Die seit 1993 andauernden systematischen Frauenmorde in der mexikanischen
Grenzstadt Ciudad Juárez sind dabei nur die Spitze des Eisbergs - in ganz Mexiko fielen 2019
mehr als 3.800 Frauen männlicher Gewalt zum Opfer. Die argentinische Anthropologin Rita Segato
spricht angesichts derartiger Beispiele von einem »globalen Krieg gegen Frauen«. Um diese neue
extrem gewaltsame Wendung des Patriarchats zu verstehen müssten solche Taten aus dem Privaten
in die politische Öffentlichkeit geholt werden. Segato fordert Frauenmorde nicht länger in
privaten und sexuellen Kategorien zu betrachten sondern vielmehr als systembedingte Feminizide
zu benennen die über die Erniedrigung von Frauenkörpern den Herrschaftsanspruch von
Männerbünden formulieren und kommunizieren sollen. Ihrer Ansicht nach wird es nur durch eine
Wiederbelebung und Re-Politisierung der Kommunen und Gemeinschaften gelingen diesen global
stattfindenden Femi-geno-zid zu stoppen. Es geht der Autorin mit ihrer Intervention nicht nur
um eine Beschreibung der Realität und eine theoretische Auseinandersetzung mit alten und neuen
Begriffen sondern gleichermaßen darum konkrete Handlungsmöglichkeiten vorzuschlagen und
gesellschaftliche Gegenwehr zu entwickeln.