Nachdem die Liebesgeschichte von Psychoanalyse und Hysterie in den 70er merklich abkühlte und
vor allem narzisstische Störungen und die Borderline-Störungen zu einer konzeptuellen
Veränderung der Psychoanalyse führten versucht Günter H. Seidler wieder eine Annäherung an die
Hysterie. Diese Annäherung wird getragen von der Frage: Einer der beiden Partner hat sich durch
die Beschäftigung mit anderen Störungen und Therapiekonzeptionen zwischenzeitlich erheblich
verändert und ist nicht mehr wie früher was ist aus dem anderen geworden? Um der Beantwortung
dieser Frage etwas näher zu kommen beschäftigen sich namhafte Autoren und Autorinnen mit der
Bedeutung von Hysterie heute. Ihre Beiträge dokumentieren die Wandlungsbereitschaft der
Hysterie aber auch die Schwierigkeiten mittels eines umfassenden konzeptuellen Netz des
Paradiesvogels Hysterie habhaft zu werden. Ausgehend von der Annahme dass die Hysterie keine
Entität ist sondern eine Art der Beziehungsgestaltung - die hysterische Patientinnen also
nicht durch Wesensmerkmale sondern durch ihren Kontaktmodus zu sich und anderen zu verstehen
sind - verspricht die Untersuchung des Wechselverhältnisses von Hysterie und (überwiegend
männlich geprägter) Konzeptbildung eher weiterführend zu sein als die traditionellen
Klassifikationsbemühungen.