Die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich werden zum Teil noch immer von Vorurteilen
geprägt: Als Konrad Adenauer am 14. September 1958 zu der ersten Begegnung mit de Gaulle nach
Colombey fuhr hatten er und auch seine Begleiter schwere Bedenken. Der alte Kanzler hatte dem
Urteil der Fachleute vertraut und fürchtete daß de Gaulleantideutscheingestellt sei undeine
Verständigung mit ihm außerordentlich schwierigwäre. Offenbar hatte aber niemand die Schriften
des Generals zur Kenntnis genommen. Schon 1924 sprach dieser in seinem ersten BuchÜber die
Zwietracht beim Feinddavon daß das deutsche Volk wegen seiner Haltung im Krieg selbst bei den
FeindenErstaunen und Bewunderunghervorgerufen habe. Enge Mitarbeiter de Gaulles und selbst sein
Sohn - in den Erinnerungen an den Vater von 2004 - bestätigen es: Zu keinem anderen Land besaß
der General eine so enge Affinität und Sympathie wie für den deutschen Gegner. Glücklicherweise
hat wenigstens Adenauer sehr schnell begriffen wie falsch er informiert worden war. Umgekehrt
täuschte sich auch de Gaulle als ihm vier Jahre später die Menschen in Deutschland zujubelten:
Bei Abschluß des deutsch-französischen Vertrages kurz nach seiner Reise durch das Nachbarland
hatte er nicht erkannt daß die Bundesrepublik wegen Berlin den Schutz der USA nicht entbehren
konnte. So kam es daß der Vertrag vom Bundestag mit der berühmten Präambel entwertet wurde.
Die Liste der Irrtümer auf beiden Seiten ließe sich verlängern über Mitterrands Verhalten 1989
90 hinaus bis in die Gegenwart.