Maria Katharina Prestel erlangte in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann Johann Gottlieb durch die
sog. Presteldrucke bereits zu Lebzeiten einen hohen Bekanntheitsgrad. Beide reproduzierten
Zeichnungen anderer Künstler aus verschiedenen Epochen die sie in der Handzeichnungsmanier
täuschend ähnlich nachzuahmen wussten. Nachdem die Künstlerin ihren Mann verlassen hatte und
sich in London ansiedelte widmete sie sich der druckgraphischen Reproduktion von Gemälden und
erlangte auch im Ausland ein entsprechendes Renommee. Ziel der Arbeit war die Rekonstruktion
und Analyse des druckgraphischen uvres der Künstlerin. Das erstmals erstellte Werkverzeichnis
belegt dass die Künstlerin bei den in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann entstandenen
reproduktionsgraphischen Mappenwerken nach Zeichnungen etwas mehr als die Hälfte aller
Druckgraphiken ausführte. Somit kann von einer Gleichberechtigung innerhalb des
Werkstattbetriebes gesprochen werden was im 18. Jahrhundert für Künstlerinnen nicht
selbstverständlich war. Die systematische Einzelblattanalyse zeigt nicht nur die technischen
Fähigkeiten der Künstlerin sondern gibt auch einen repräsentativen Überblick zu ihren
Zeichnungs- und Gemäldereproduktionen. Mit der exemplarischen Bearbeitung des Oeuvres von Maria
Katharina Prestel kann sowohl ein wichtiger Beitrag zur Künstlerinnenforschung als auch zur
Reproduktionsgraphik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geleistet werden.