Welche Bedeutung kommt Regional- und Minderheitensprachen im öffentlichen Leben zu? Und vor
allem: welche Bedeutung sollte ihnen zukommen? Diese Fragestellungen gehören zu denjenigen
Themen die aus der gegenwärtigen sprachwissenschaftlichen und politischen Diskussion nicht
wegzudenken sind. Besonders gilt dies vor dem Hintergrund aktueller sprachpolitischer
Engagements seitens des Europarats wie beispielsweise der Auflage einer Charta zur
Unterstützung wenig verbreiteter Idiome und ihrer Sprecher der Europäischen Charta der
Regional- und Minderheitensprachen.Dieses Dokument und seine Auswirkungen stehen im Mittelpunkt
der vorliegenden Studie. Ausgehend von einem theoretischen Modell zur Förderung von Regional-
und Minderheitensprachen wird die Charta zunächst bezüglich ihres Aufbaus und ihrer Intention
betrachtet und in die europäische Sprachpolitik eingeordnet. Anschließend erfolgt eine
Verengung der Perspektive: Die Konsequenzen des Sprachvertrags werden an den Fallbeispielen
Frankreichs und der Schweiz illustriert an zwei frankophonen Staaten also deren Konzepte von
Sprache und Identität unterschiedlicher kaum sein könnten. Ein Schwerpunkt der Betrachtung
liegt dabei auf dem Bereich des Schulwesens der die organisatorischen wie ideologischen
Möglichkeiten und Grenzen der Charta gut zu verdeutlichen vermag.So werden abschließend nicht
nur deren konkrete Auswirkungen in Frankreich und der Schweiz kontrastiv aufgezeigt. Vielmehr
ermöglicht die vorliegende Untersuchung Rückschlüsse zu Status und Bedeutung von
Minderheitensprachen in beiden Staaten und damit auch wichtige Erkenntnisse über den
Stellenwert des Französischen zu Beginn des 21. Jahrhunderts.