Die Studie untersucht das in den tatarischen Transformationsdiskursen von der Nationalbewegung
propagierte Modell Nation als ethnische Gemeinschaft. Insbesondere widmet sie sich den Fragen
inwieweit dieses Modell geeignet war der Rekonstituierung von staatlichen Institutionen den
Weg zu bereiten und in welcher Weise die politische Elite die ethnische Mobilisierung der
Tataren als Mittel ihrer Herrschaftssicherung einsetzte. Der für eine gedeihliche Entwicklung
notwendige inter-ethnische Frieden in einer Republik in der Tataren und Russen zu etwa
gleichen Anteilen insgesamt mehr als 90 Prozent der Bevölkerung stellen wäre ohne Konzessionen
an die russische Bevölkerung nicht zu erreichen gewesen. Nicht zuletzt deshalb propagierte die
von Tataren dominierte politische Elite das Konzept multi-ethnische tatarstanische Nation.
Aufgezeigt wird der Widerspruch zwischen diesem in der Verfassung verankerten Modell von Nation
und der politischen Praxis die eine merkbare Tatarisierung der Gesellschaft bewirkte. Weiter
geht es um die Frage welche Bedeutung die tatarische Bevölkerung der ethnischen Mobilisierung
zumaß sowie ob und in welchem Maße sie eine Rückkehr zu ethnisch-nationalen Werten vollzog.
Last but not least wird der Versuch unternommen die Marker tatarischer nationaler Identität
(Sprache Religion usw.) zu gewichten.