Das Jahrbuch für hallische Stadtgeschichte 2021 wieder herausgegeben von der Stadt Halle
(Saale) in Verbindung mit dem Verein für hallische Stadtgeschichte e. V. erfreut sich als
wissenschaftlich fundiertes Lesebuch zur Historie der Saalestadt großer Beliebtheit. In der
diesjährigen Ausgabe beschäftigt sich ein Aufsatz von Philipp Höhn mit dem politisch
strategischen Handeln der Stadt nach einem Bündnisfall in der Hanse im ersten Drittel des 15.
Jahrhunderts. Lucas Wölbings spannender Text kreist um einen historischen Mordfall und die
Fehden eines sächsischen Adligen. Eigentlich hatte Kardinal Albrecht der Erzbischof von
Magdeburg und Mainz den Adligen Wolf von Selmnitz zur Hochzeit eines Kammerdieners in die
Moritzburg eingeladen. Der war weit nach Mitternacht nach dem Gelage auf dem Weg über den Markt
zu seiner Herberge auf deren Treppe es zu einer bemerkenswerten Begegnung kam die Selmnitz
nicht überlebte. Dieser besonders blutige und unritterliche Tod sorgte unter den Zeitgenossen
für Aufsehen. Das Sandstein-Epitaph der Eheleute Selmnitz das ihr Sohn errichten ließ ist
noch heute auf dem Stadtgottesacker zu sehen. Dem Wirken der modernen Tanzpädagogin Jenny Gertz
(1891-1966) in Halle widmen sich Johanna Keller und Katrin Moeller. Besonders in der inklusiven
Arbeit mit Kindern mit besonderen Beeinträchtigungen in reformpädagogischen Projekten und
Versuchsschulen war Jenny Gertz verdienstvoll. Sie begriff Tanz als weltliches Projekt und als
Integrationsmittel. Im Nationalsozialismus wurde sie zum Exil gezwungen in den frühen Jahren
der DDR zurück in Halle widmete sie sich erneut ihren reformatorischen Projekten arbeitete
heilpädagogisch auch mit blinden Kindern. Norbert Böhnke analysiert den Kapp-Putsch in Halle
unter besonderer Betonung einer Dekonstruktion der DDR-Erinnerungskultur. In einem
Arbeitsbericht untersucht Susanne Feldmann die Geschichte gehörloser Menschen in Halle als Teil
der Stadtgeschichte. Ein Tagungsbericht zum Tag der sachsen-anhaltinischen Landesgeschichte und
die Jahresberichte des Stadtarchivs (einschließlich bedeutender Neuzugänge dort) und des
Stadtmuseums vervollständigen die wieder reich illustrierte Publikation.