Wilhelm Lotz war als deutschchristlicher Pfarrer der Gegenspieler zur Bekennenden Kirche (BK)
in der Bochumer Synode. Wie er sein Amt theologisch und politisch verstanden hat wird deutlich
in der permanenten Auseinandersetzung zwischen ihm und seinen BK-Amtsbrüdern. Er vertrat in
einer 1941 in einem deutschchristlichen Verlag gedruckten Programmschrift das Konzept einer
Nationalkirche im engsten Verbund mit dem nationalsozialistischen Systemdenken. Er plädierte
für eine Nationalkirche ohne Bindung an die altkirchlichen und reformatorischen
Bekenntnisschriften und die zeitgenössischen Kirchentümer. Allein gelten ließ er eine von allen
jüdischen Elementen freie Christuspredigt. Seine Verteidigungsschrift nach dem Krieg ist eine
ehrliche Rechtfertigung seiner deutschchristlichen Parteinahme und der gekonnte Versuch im
Dienst der Kirche bleiben zu können. Dass ihm dies gelang zeigt die Bereitschaft der Kirche
den Deutschen Christen die theologischen Irrlehren zu verzeihen. Eine konsequente
Entnazifizierung hat es in der Evangelischen Kirche nicht gegeben.