Der moderne Antisemitismus wurde in der geschichtswissenschaftlichen Forschung lange Zeit
ausschließlich unter ideologischen oder weltanschaulichen Gesichtspunkten untersucht. Dabei
haben derartige Forschungsansätze selten der Evokation und Mobilisierung von Gefühlen gegen
Juden Rechnung getragen. Neuartige Forschungsansätze der Emotionsgeschichte werfen ein neues
Licht auf die affektiven und emotionsbezogenen Dimensionen des Antisemitismus und bieten uns
die Möglichkeit zu erforschen mit welchen Mitteln Gefühle wie Angst Zorn oder Ekel gegenüber
Juden in der Vergangenheit geschürt und mobilisiert wurden. Das vorliegende Buch widmet sich
speziell dem Ekelgefühl das bereits seit dem 19. Jahrhundert als fester Bestandteil der
antisemitischen Rhetorik im deutschen Sprachraum wirkte. Im Dritten Reich brachen sich
Ekelbekundungen gegenüber Juden im Zuge der antisemitischen Propaganda-Kampagnen der
Nationalsozialisten ungehindert Bahn und mündeten schließlich in menschenverachtenden Tier-
Krankheits- und Fäulnisvergleichen die sich insbesondere in dem NS-Hetzfilm Der ewige Jude
widerspiegelten. Der 1940 erschienene Propagandafilm an dessen inhaltlicher Gestaltung
Goebbels und Hitler persönlich mitarbeiteten stellte einen der Höhepunkte der antisemitischen
Diffamierungen der Nationalsozialisten dar und ebnete propagandistisch den Weg für den
Holocaust. In den Mittelpunkt des Buches rückt die filmische Analyse und diskursive Einordnung
der vielzähligen sprachlichen und visuellen Ekelbekundungen die die Nationalsozialisten in
dem antisemitischen Hetzfilm gegenüber Juden zum Ausdruck brachten.