Dem Pilger ist der Weg das Ziel. Was aber wenn er sich dabei ständig verläuft? Weil er als
deutscher Dilettant ausgerechnet in Japan auf Wallfahrt geht? Der Weg heißt 'hachijuhakkasho'
(88 Heilige Stätten) und schlängelt sich rund um die Insel Shikoku. Dort pilgern Menschen seit
zwölfhundert Jahren und zwar im Kreis entlang einer Route von 1300 Kilometern markiert durch
88 Tempel.Gerald Koll hat sich allein auf diese lange Wanderschaft begeben. Er ist weder
Buddhist noch spricht er Japanisch. Beste Voraussetzung also für eine Pilgerreise. Denn pilgern
(von latein. 'peregrinus': fremd) bedeutet sich der Fremdheit auszusetzen. So fremd wie
inmitten japanischer Sprache und Schrift Sitten und Sutren kann sich ein Europäer auf dem
Jakobsweg nie fühlen. Das Herumirren hat jedoch Methode. Gerade Irrwege halten oft die wahren
Entdeckungen bereit. Über Weg und Abwege hat Gerald Koll einen luziden Reisebericht verfasst:
über Feuerrituale nächtliche Schrecknisse erwachende Schlangen Gift und Glück wochenlanger
Monotonie sowie Momente des Verstehens jenseits der geläufigen Mittel. Winkt hier das
Nirwana?Die Aufzeichnungen des Autors sind ein hintergründiger Versuch über 'die Kunst den
Stock aufzusetzen'. Über das Pilgern auf der Spur von 'henro boke' - jenem eigentümlichen
Gemütszustand der den Pilger nach und nach erfassen soll.