Was heißt Institutionskritik? Diese Frage lässt sich heute nicht mehr unüberprüft entlang der
klassischen Gesten der Negation und Verwerfung des Institutionellen einerseits sowie der
Wiedereingliederung von Kritik in institutionelle Apparaturen andererseits stellen. Sie ist zur
Frage nach einer Kritik geworden die sich nicht mehr primär über die Distanznahme des
Urteilens vollzieht sondern über eine Praxis die sich ins Kritisierte immer schon involviert
weiß. Und zugleich ist sie zur Frage nach einer Affirmation geworden die nicht mehr
Komplizenschaft mit dem Bestehenden bedeutet sondern die Aktualisierung von sozialen Potenzen
die ein differenzielles Wissen über institutionelle Zusammenhänge entfalten. In der Neuauflage
ihres Buchs verdichten Stefan Nowotny und Gerald Raunig für diese Form der Institutionskritik
den Begriff der instituierenden Praxen über die kanonisierten Formen institutionskritischer
Kunst hinaus reichend indem er diese selbst in eine breitere historischpolitische Perspektive
stellt.