Die große weite Welt hat Hertha nie kennengelernt. In ihren jungen Jahren ist sie mit ihrem
Mann in eine Zweizimmerwohnung mit Bassena am Gang gezogen. Das Zinshaus war ihre Heimat und
die Bassena der gemeinsame Treffpunkt. Ein Umschlagplatz für den täglichen Tratsch aber auch
für gegenseitige Hilfeleistung. Neunzigjährig und schon längst Witwe wohnt Hertha noch immer in
dem dreistöckigen Gründerzeithaus in einem der westlichen Bezirke von Wien. Das Haus hat sich
verändert. Gerüche von fremdländischen Speisen durchziehen die Stockwerke. Ihre Nachbarn kennt
sie nicht mehr und ihre Sprachen versteht sie nicht. Im Supermarkt reden plötzlich alle von
Corona. Aber da gibt es den bosnischen Buben Luca der sie so sehr an ihren Bruder erinnert.
Sie hilft ihm beim Lesenlernen. Eine Freundschaft auch mit Lucas Mutter entwickelt sich. Und da
ist dann noch der Taxifahrer Mehmet mit dem sie ihr Wien neu kennenlernt.